Infos und Tipps zum richtigen Recycling
Seit 2018 ist am 18. März Weltrecyclingtag. Egal ob Verpackungen, Glas, Papier, Batterien oder Elektrogeräte: Fast alles lässt sich recyceln.
Wertvolle Primärressourcen sollen deshalb nicht als Abfall betrachtet werden, sondern konsequent wiederverwendet werden. Denn nur ein sorgsamer und gerechter Umgang mit den Ressourcen der Erde hilft, die Umwelt nachhaltig zu schützen und die Zukunft des Planeten zu sichern.
Warum ist Recycling wichtig?
Fact # 1: Rohstoffe erhalten, Ressourcen schonen - Wege aus der Wegwerfgesellschaft
Durch die Verarbeitung und den Wiedereinsatz von recycelbarem Müll wird der Wertkreislauf geschlossen.
Fact # 2: Recycling ist klimafreundlich
Beim Recycling wird im Schnitt weniger Energie verbraucht, als wenn ein Produkt oder Material neu produziert wird.
Altglas schmilzt bei niedrigeren Temperaturen als die Rohstoffe für Neuglas wie Quarzsand es tun. So wird beim Glasrecycling deutlich weniger Energie zur Beheizung der Schmelzöfen benötigt. Bei Aluminium werden beim Recycling 96 Prozent weniger Treibhausgase freigesetzt. Auch bei der Herstellung von Plastikverpackungen lassen sich durch Recycling rund ein Drittel der CO2-Emissionen einsparen. Papierrecycling verbraucht nur etwa die Hälfte der Energie, die für die Neuproduktion aus Holz aufgewendet werden muss.
All das spart am Ende Treibhausgase.
Fact # 3: Natürliche Ressourcen sind endlich
Recycling verhindert, dass für neue Produkte immer auch neue Rohstoffe abgebaut werden müssen. Wiederverwertung beugt somit der Ausbeutung von natürlichen Ressourcen vor.
Der Abbau von Rohstoffen zerstört oft die Natur und setzt nicht selten Schadstoffe frei.
Die Folge: Der Rohstoffabbau konkurriert in vielen Regionen mit den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung um immer knapper werdende natürliche Ressourcen wie sauberes Wasser und saubere Flächen oder Böden. Vor allem in wirtschaftlich schwach entwickelten Staaten führt das mitunter zu sozialen Konflikten.
Fact # 4: Recycling reduziert die Abhängigkeit v.a. von China
Deutschland ist ein rohstoffarmes Land.
Deshalb muss Deutschland Rohstoffe wie z.B. Erdöl aus anderen Ländern importieren, um den eigenen Bedarf zu decken. Für die Länder der europäischen Union ist China der Hauptlieferant von 17 kritischen Rohstoffen - das umfasst Stoffe, die einerseits eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für die EU-Staaten haben, gleichzeitig aber nur in sehr begrenzten Mengen verfügbar sind. Dazu zählen Metalle wie Antimon oder Gallium, die für die Herstellung von High-Tech Produkten erforderlich sind.
Fact # 5: Wie viel Müll wird in Deutschland recycelt?
2019 wurden in Deutschland laut Umweltbundesamt folgende Recyclingquoten erreicht:
Aluminium: 94 %
Papier, Pappe und Karton: 90 %
Glas: 84 %
Kunststoffverpackungen: 56 %
Holz: 24 %
Elektrogeräte: je nach Kategorie zwischen 55 und 85 %
Aluminium scheint auf den ersten Blick ein echter Recycling-König zu sein, doch die Zahlen täuschen. Denn Aluminium wird meist nur mit hohen Qualitätsverlusten recycelt. Das liegt unter anderem daran, dass es bis zu 450 verschiedene Aluminiumlegierungen gibt. Aluminium werden also andere Metalle beigemischt, um dem Material spezielle Fähigkeiten zu verleihen. Getränkedosen beispielsweise haben einen hohen Mangan-Gehalt, der das Aluminium vor der Zersetzung schützt.
Das Problem: Diese Legierungen lassen sich nicht mehr voneinander trennen und nicht beliebig ineinander umwandeln. Das Ergebnis sind minderwertige Rezyklate, die in einem zweiten Lebenszyklus weder für die Herstellung von Getränkedosen noch für Lebensmittelfolien taugen. Zwar können sie noch dazu genutzt werden, um andere Metalle wie Stahl stabiler zu machen. Eine nochmalige Verwendung des Aluminiums ist hier aber ausgeschlossen.
Die Folge: Obwohl die Recyclingquote bei Aluminium sehr hoch ist, wird fast die Hälfte des in Deutschland produzierten Aluminiums mit Erzen neu produziert, anstatt Rezyklate einzusetzen.
Echte Spitzenwerte gibt es aber bei Glas und Papier. Diese Materialien haben eine lange Recycling-Tradition und Endverbraucher sind es gewohnt, sie vom Restmüll zu trennen. Für Behälterglas etwa wurde bereits im Jahr 1974 ein flächendeckendes Sammelsystem eingerichtet.
Speziell Glas hat den Vorteil, dass es unendlich oft eingeschmolzen und für neues Glas wiederverwertet werden kann. Die Voraussetzung für ein qualitativ hochwertiges Recycling von Behälterglas ist allerdings, dass Grün-, Braun- und Weißglas getrennt voneinander vorliegen.
Altpapier wird in Deutschland zu 90 Prozent recycelt. Dabei können Papierfasern laut einer Studie der TU Darmstadt über 25 Mal recycelt werden. Dass das System schon gut funktioniert, zeigt sich auch in der Praxis: So nutzte die deutsche Papierindustrie im Jahr 2020 rund 80 Prozent Altpapier zur Papierproduktion, nur ein Fünftel wurde also noch aus frischen Holzfasern produziert.
Beim Kunststoffrecycling hakt es noch. Über drei Millionen Tonnen Plastikverpackungen verbrauchten private Endverbraucher sowie Gewerbe und Industrie alleine im Jahr 2019. Davon wurde allerdings fast so viel Plastikmüll verbrannt (44%) wie recycelt (56%). Der Grund für die niedrige Recyclingquote: Für die Industrie ist es einfacher Kunststoffe neu zu produzieren, als sie zu recyceln. Das dafür benötigte Erdöl hat aber nicht nur zuletzt massive Preissteigerungen erfahren, sondern ist auch eine endliche und CO2-intensive Ressource.
Ähnlich wie bei Aluminium-Legierungen bestehen Plastikverpackungen zudem oft aus verschiedenen Kunststoffen. Diese lassen sich beim Recycling nur schwer voneinander trennen. Das führt dazu, dass Sortieranlagen solche Verpackungen direkt aussortieren und sie in der Müllverbrennung enden. Aber auch Verunreinigungen und die Belastung mit Schadstoffen wie Weichmacher oder Flammschutzmittel erschweren das Recycling und mindern die Qualität des Rezyklats.
Die Folge: Recyclingplastik kann die hohen Belastungs- und Reinlichkeitsanforderungen, vor allem für Lebensmittelverpackungen, oft nicht mehr erfüllen. Das erschwert nicht nur das mehrmalige Recycling. Kunststoffrezyklate finden dadurch auch nur schwer einen Absatzmarkt. Mit anderen Worten heißt das: Selbst wenn Plastik recycelt wird, wollen Hersteller daraus nur selten neue Produkte fertigen. Dieses Dilemma verhindert am Ende Investitionen und technologische Weiterentwicklung von Kunststoffrecycling.
Fact # 6: Voraussetzungen für qualitativ hochwertiges Recycling
Mülltrennung bleibt das A und O.
Alles was im Restmüll landet, wird überwiegend verbrannt. Je besser Verbraucherinnen und Verbraucher ihren Müll also trennen, desto mehr davon kann am Ende auch recycelt werden. Denn Fakt ist: Ob Plastik, Glas, Holz, Metalle, Aluminium oder Papier - nur getrennt gesammelte Wertstoffe werden am Ende auch recycelt.
Für das Recycling ist es zusätzlich hilfreich, verschiedene Verpackungsmaterialien – soweit per Hand unkompliziert möglich – voneinander zu trennen. Beispielsweise sollte bei einem Plastik-Joghurtbecher vorher der Deckel abgezogen werden, bevor beides einzeln in der grünen Wertstofftonne landet. Eine eventuell vorhandene Papiermanschette sollte ebenfalls entfernt und lose in der Wertstofftonne entsorgt werden. Grund hierfür ist, dass in den Sortieranlagen zwar eine automatische Sortierung nach unterschiedlichen Materialien möglich ist, aber keine Trennung von fest miteinander verbundenen Materialkombinationen. Verschiedene Verpackungsmaterialen sollten deshalb auch nicht ineinander gestopft werden.
Schließlich kann auch der Verbraucher darauf achten, recyclingfreundlich verpackte Produkte zu kaufen. Ein Beispiel sind Sonnencremes: Diese gibt es mit und ohne Sprühaufsatz. Schon in der Herstellung ist dieser energie- und ressourcenaufwendig. Und beim Recycling muss der Sprühkopf erst in all seine Einzelteile zerlegt werden.
Fact # 7: Wie können wir die Recyclingquote erhöhen?
2022 gelten die folgenden gesetzlichen Recyclingquoten:
Aluminium: 90 %
Eisenmetalle / Weißblech: 90 %
Papier und Karton: 90 %
Glas: 90 %
Kunststoffe: 63 %
Verbunde / Getränkekartons: 80 %
Elektrogeräte: zwischen 55 und 80 % je nach Kategorie
Als übergeordnete Instanz muss die Politik Anreize schaffen und Recycling für alle Beteiligten attraktiver machen. Dabei muss auch die Industrie zur Verantwortung gezogen werden, bei der Produktion auf nachhaltige, gut recycelbare Produkte zu achten. Schließlich kann der Endverbraucher mit seinem Konsumverhalten sowie bei der Mülltrennung helfen, die Recyclingquoten weiter zu erhöhen.
Zum 1. Januar 2019 trat das neue Verpackungsgesetz in Kraft, das deutlich höhere Quoten für das Recycling von Verpackungen ansetzt, speziell für Kunststoffverpackungen: Seit 2019 müssen 58.5 Prozent des Plastikmülls recycelt werden, ab 2022 dann sogar 63 Prozent. Nochmal zur Erinnerung: Mit einer Recyclingquote von rund 56 Prozent im Jahr 2019 haben wir damit die neuen Vorgaben des Verpackungsgesetzes knapp verfehlt.
Hinzu kommt, dass die Europäische Kommission die Bemessung der Recyclingquote geändert hat: Diese wird zukünftig nicht mehr danach berechnet, was bei den Recyclinganlagen ankommt, sondern vielmehr, was am Ende auch wirklich recycelt wird. Unter dieser neuen Berechnungsgrundlage hätte Deutschland 2019 nur 44 Prozent der Plastikverpackungen recycelt.
Zusätzlich gilt ab dem 1. Januar 2021 ein neues Finanzierungsinstrument auf EU-Ebene: Der Mitgliedsbeitrag der EU-Staaten wird seitdem unter anderem nach dem Anteil des nicht-recycelten Kunststoffabfalls bemessen. Auch das wird die Mitgliedstaaten dazu motivieren, entsprechende Vorgaben zu machen und den Anteil an nicht recycletem Plastikmüll zu reduzieren.
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